Hinterzimmer

Wer sind wir?

Wir – Seelöwe, Fuxi Fux und das Wildschwein – sind drei Mitarbeiter*innen der Medizinischen Hochschule Brandenburg mit Krisen- und Psychiatrieerfahrung. Unsere Altersspanne reicht von 0 bis 52 Jahren, aber nicht immer sind alle gleichzeitig anwesend. Wir sind Frauen und Nichtbinäre mit und ohne Kinder, unter anderem queere, Weiße, akademische und nichtakademische Ver*rückte. Wir leben in der Mitte und am Stadtrand von Berlin und sind gern draußen.
In den letzten Jahren haben wir im Rahmen von unterschiedlichen Forschungsprojekten Erfahrungen mit der Zusammenarbeit zwischen Menschen mit und ohne Psychiatrieerfahrung gesammelt. Einige dieser Erfahrungen möchten wir hier teilen und diskutieren.

Das Wildschwein hatte viel Gelegenheit, am eigenen Leib zu studieren, wie die Behandlung auf Menschen wirkt, die sich hilfesuchend an psychiatrische Einrichtungen wenden. Punktuell und in größter Not können psychiatrische Interventionen Situationen entschärfen. Aber die Nebenwirkungen von längeren Kontakten mit der Psychiatrie, bspw. die Erfahrung von Ohnmacht und Ausgrenzung, führt Menschen oft in eine Spirale nach unten und schafft Probleme, die sonst nicht entstanden wären. Um langfristige Veränderungen für, bei und mit Menschen mit sogenannten psychischen Krisen zu ermöglichen, sind andere Mittel notwendig. Es gibt inzwischen alternative Ansätze von Begleitung, schon lange im Rahmen der Selbsthilfe, ansatzweise aber auch im sogenannten Hilfesystem. Das Wildschwein möchte diese Ansätze fördern und Standards etablieren, die aus Sicht von Nutzer*innen sinnvoll sind.

Fuxi Fux setzt sich mit unterschiedlichen Machtverhältnissen auseinander. Auch das System Psychiatrie, bzw. der damit verbundene Sanismus (also die Diskriminierung von Ver*rückten/als psychisch krank angesehenen Menschen) spielt in diesen Analysen eine Rolle. Fuxi Fux möchte dabei die besonderen Wissensstände von benachteiligten Menschen hervorheben und setzt sich deswegen für die Anerkennung von Erfahrungswissen ein. Fuxi Fux ist es ein großes Anliegen, ungehörte, überhörte oder zum Schweigen gebrachte Stimmen hörbar zu machen.

Der Seelöwe forscht, weil er den Dingen auf den Grund gehen will: warum Macht in der Psychiatrie ein Gefälle ist, das sich durch Beurteilung verhält, durch Wissen über – aber weniger von einem Menschen, in definierten Räumen und Rollen, in denen sich zu viel wiederholt. Das ist anstrengend und selbst erlebt. Sie will auch sagen, dass es eine Kraft gibt in einfachen Wörtern, in Gruppen, der eigenen Sprache, Sicht und Geschwindigkeit. Seelöwe will verstehen, wo und wozu da Grenzen verlegt sind, wer die Psychiatrie ist, wenn es doch Menschen sind, mit denen sie darin zu tun hat und ob es dazwischen Begegnungen gibt und Zugänge von der einen Seite zu der anderen.